Josef Pehr: ein Leben für die Bühne
Frühes Leben und Ausbildung
Josef Pehr, geboren am 14. August 1919 in Prag, widmete sein Leben der darstellenden Kunst in all ihren Facetten. Bereits in jungen Jahren zeigte sich sein Talent für die Bühne, was ihn zu einer fundierten Ausbildung führte. Er absolvierte das dramatische Fach an der Staatlichen Konservatorium in Prag im Jahr 1942, was ihm das nötige Rüstzeug für eine vielversprechende Karriere verlieh. Diese solide Ausbildung legte den Grundstein für seine spätere Vielseitigkeit als Schauspieler, Regisseur und insbesondere als herausragender Puppenspieler. Schon während seiner Studienzeit sammelte er erste wertvolle Bühnenerfahrungen, die seinen Weg maßgeblich prägten und ihn auf die großen Bühnen vorbereiteten.
Karriere am Nationaltheater und mehr
Nach seiner Ausbildung trat Josef Pehr dem Nezávislé divadlo (Unabhängiges Theater) bei, wo er von 1939 bis 1943 tätig war. Anschließend wechselte er zum Divadlo na Vinohradech (Theater an den Weinbergen) und wirkte dort von 1943 bis 1945. Der entscheidende Wendepunkt in seiner Karriere war jedoch die Nachkriegszeit, als er Mitglied des Studia Národního divadla (Studio des Nationaltheaters) und danach der Činohra Národního divadla (Schauspiel des Nationaltheaters) wurde. Hier, am renommierten Nationaltheater in Prag, entfaltete sich sein schauspielerisches Können in voller Pracht. Über einen beeindruckenden Zeitraum bis Juni 1985 verkörperte Josef Pehr über 120 Rollen auf den Bühnen dieses ehrwürdigen Hauses. Seine Präsenz und sein Talent machten ihn zu einem geschätzten Mitglied des Ensembles und einem Publikumsliebling.
Meister des Puppenspiels und Pädagoge
Innovationen im Puppentheater
Josef Pehr war nicht nur ein begnadeter Schauspieler, sondern auch ein visionärer Puppenspieler, der das Genre maßgeblich prägte. Seine Herangehensweise an das Puppentheater war innovativ und brach mit traditionellen Konventionen. Er bevorzugte die antiiluzivní scénu, eine Bühne, die nicht darauf abzielte, die Realität perfekt nachzuahmen, sondern vielmehr die theatralische Natur des Spiels betonte. Eine weitere Besonderheit seines Stils war das odkryté vodění loutek – das offene Führen von Puppen, bei dem die Hand des Spielers sichtbar blieb. Diese Technik verlieh seinen Darbietungen eine besondere Intimität und erlaubte eine direktere Verbindung zum Publikum. Er ist vielen Zuschauern noch heute als vodil maňáska Pepíčka (führte den Handpuppen-Pepíček) sowie als Darsteller der Puppen pejska (Hündchen), Kuťáska und Kutilky in Erinnerung. Diese Figuren wurden durch seine meisterhafte Führung zu lebendigen Persönlichkeiten, die Generationen von Kindern Freude bereiteten. Er gründete auch eine eigene Puppenspielergruppe mit Luba Skořepová und Miloš Nesvadba, was seine Leidenschaft und sein Engagement für diese Kunstform unterstreicht.
Lehre an der DAMU
Josef Pehr teilte sein tiefes Wissen und seine künstlerische Erfahrung auch mit jüngeren Generationen. Ab 1953 begann er, extern an der Fakultät für Puppenspielkunst der DAMU (Theaterfakultät der Akademie der Darstellenden Künste in Prag) zu unterrichten. Seine Leidenschaft für die Lehre und sein unschätzbarer praktischer Erfahrungsschatz machten ihn schnell zu einer wichtigen Figur an der Akademie. Im Jahr 1965 wurde er zum Dozenten ernannt und 1978 zum Professor. In dieser Funktion prägte er zahlreiche Studentinnen und Studenten, formte zukünftige Schauspieler und Puppenspieler und trug maßgeblich zur Weiterentwicklung der puppenspielerischen Ausbildung in Tschechien bei. Seine Lehrtätigkeit an der DAMU war ein wichtiger Teil seines Vermächtnisses und sicherte die Fortführung seiner innovativen Ansätze im Puppentheater.
Erinnerungen an Josef Pehrs Rollen
Ausgewählte Theater- und Filmrollen
Josef Pehr hinterließ ein beeindruckendes Repertoire an Rollen, die er sowohl auf der Theaterbühne als auch vor der Filmkamera verkörperte. Seine Vielseitigkeit ermöglichte es ihm, unterschiedlichste Charaktere darzustellen und das Publikum mit seiner schauspielerischen Bandbreite zu begeistern. Am Nationaltheater, wo er den Großteil seiner Karriere verbrachte, spielte er in zahlreichen Inszenierungen. Zu seinen bekanntesten Theaterrollen zählen sicherlich die, die ihm besonders am Herzen lagen und die seine schauspielerische Tiefe unter Beweis stellten. Seine Fähigkeit, sowohl dramatische als auch komödiantische Rollen überzeugend zu gestalten, machte ihn zu einem gefragten Darsteller.
Bekannte Filmauftritte
Neben seiner Bühnentätigkeit war Josef Pehr auch in einer Reihe von tschechischen Filmen zu sehen, insbesondere in den späten 1940er und 1950er Jahren. Seine Filmografie umfasst einige Klassiker des tschechischen Kinos, in denen er oft prägnante Nebenrollen spielte, die sich jedoch ins Gedächtnis des Publikums einprägten. Zu seinen bekannten Filmauftritten gehören Rollen in Filmen wie „Dovolená s Andělem” (Urlaub mit Engel) aus dem Jahr 1952, wo er einen unvergesslichen Charakter verkörperte. Ebenso wirkte er in dem Märchenfilm „Byl jednou jeden král…” (Es war einmal ein König…) aus dem Jahr 1954 mit, einem Film, der bis heute Kultstatus genießt. Ein weiterer bemerkenswerter Film, in dem er auftrat, war „Paklíč” (Der Dietrich) aus dem Jahr 1944. Diese Filmrollen zeugen von seiner Präsenz vor der Kamera und seiner Fähigkeit, auch in kleineren Rollen nachhaltige Eindrücke zu hinterlassen.
Persönliches und Vermächtnis
Familie und Beziehungen
Josef Pehr war nicht nur eine herausragende Persönlichkeit auf der Bühne, sondern auch im privaten Leben. Sein Leben war von tiefen familiären Bindungen geprägt. Seine zweite Ehefrau war die bekannte Schauspielerin Jiřina Genzerová, mit der er vermutlich eine erfüllte Zeit teilte. Aus dieser oder einer anderen Verbindung ging seine Tochter, die ebenfalls talentierte Schauspielerin und Künstlerin Jana Krausová, hervor. Jana Krausová setzte das künstlerische Erbe der Familie fort und wurde selbst eine anerkannte Persönlichkeit in der tschechischen Kulturszene. Auch die nächste Generation ist künstlerisch aktiv: Josef Pehrs Enkel, der Schauspieler und Sänger David Kraus, sowie sein Enkel, der Schauspieler und Regisseur Adam Kraus, tragen den Namen und das Talent der Familie weiter. Diese familiären Verbindungen zeigen, dass die Leidenschaft für die Kunst in der Familie Pehr tief verwurzelt war.
Tragisches Ende und bleibender Einfluss
Das Leben von Josef Pehr fand leider ein tragisches Ende. Am 17. August 1986, nur zwei Tage nach seinem 67. Geburtstag, starb er durch Selbstmord in Prag. Sein Tod war ein Schock für die Kunstszene und hinterließ eine Lücke, die schwer zu füllen war. Josef Pehr wurde auf dem Modřanský hřbitov (Modřany Friedhof) in Prag beigesetzt. Trotz seines tragischen Endes lebt sein Vermächtnis in vielfältiger Weise weiter. Als herausragender Schauspieler und Regisseur, als innovativer Puppenspieler und als geschätzter Pädagoge hat er die tschechische Theaterlandschaft nachhaltig geprägt. Seine zahlreichen Rollen am Nationaltheater, seine Beiträge zum Puppentheater und seine Lehrtätigkeit an der DAMU sind unvergessen. Er wurde für seine Verdienste mit dem Titel Zasloužilý člen ND (Verdienter Mitglied des Nationaltheaters) im Jahr 1963 und Zasloužilý umělec (Verdienter Künstler) im Jahr 1985 geehrt. Sein Einfluss reicht weit über seine eigenen Darbietungen hinaus und inspiriert bis heute Künstler und Publikum gleichermaßen.
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